Hofgartencafe Innsbruck | Wettbewerb

Innsbruck

In einem Schriftstück von 1396 wurde das Hofgartenareal erstmals erwähnt. Damals befanden sich Äcker und Auen auf dem Areal. Mit Ferdinand dem I wurde erstmals die Gartengestaltung geplant und umgesetzt, welches von Ferdinand II, der ein leidenschaftlicher Landschaftsarchitekt war, sehr intensiv weitergeführt wurde. Zu Zeiten von Kaiserin Maria Theresia wurde die Gartenanlage barockisiert und 1858/59 in einen englischen Landschaftspark umgewandelt. Der Hofgarten ist die grüne und die idyllische Oase von Innsbruck, immerwährend nachhaltig und lebensgebend erstreckt er sich über eine Fläche von ca. 10 ha. Der älteste Baum ist 260 Jahre alt und wurde zu Zeiten Maria Theresias gepflanzt. Diese mächtigen, schönen und sehr alten Bäume prägen das Bild des Hofgartens.

Die Erhaltung und die Anatomie dieser Bäume, sowie die Verbindung des Gartens mit und durch das neue Gebäude war die Basis des architektonischen Konzeptes dieses Entwurfes. Seit langer Zeit ist ein Restaurationsbetrieb Teil des Ensembles des Hofgartens. Die erste Gastwirtschaft wurde 1811 von König Maximilian von Bayern in Auftrag gegeben und war damals im Gewächshaus des Gartens positioniert. Der jetzige Bauplatz ist jener, an dem das, von Clemens Holzmeister 1924 erbaute Hofgartencafe ursprünglich errichtet wurde und einem Brand 2019 zum Opfer fiel. Ein Café / Restaurant ist ein wichtiges Element als Begegnungszone und für das Erleben des Hofgartens – an diesem Ort Zeit zu verbringen und sich von der umgebenden Natur inspirieren zu lassen. Bäume bestehen nicht nur aus einem Stamm und einer Krone, sondern auch aus Wurzeln, an die sie am meisten gebunden sind. Sie erfüllen zahlreiche lebensnotwendige Funktionen und erstrecken sich unterirdisch meist genauso weit wie die Baumkrone. Aus dem achtsamen Umgang mit den Bestandsbäumen und der Silhouette der Baumkronen und des Wurzelbestandes entwickelte sich die Formgebung unseres Gebäudes.

Die Materialität unterstreicht die Form und die Umgebung. Die vier Elemente. Transparentes Glas als erstes Element („LUFT“) verbindet es Außen- und Innenraum und steht für die Verschmelzung des Gebäudes mit dem Park als essenzielles Material zur Umsetzung des Konzeptes. Das zweite dominierende Material ist die Höttinger Brekzie („ERDE“). Als lokaler Baustein – als Naturstein unterstreicht sie die Ortsgebundenheit und den Respekt traditioneller Baumaterialien. Wie der Hofgarten und die Hofburg ist auch die Höttinger Brekzie von großer Bedeutung für Innsbruck. Ihr Farbenspiel in graubraun bis hin zu rötlichbraunen Farbtönen schmiegt sich in die Natur des Hofgartens mit all seiner Flora. Dieses Material wird nicht nur an der Fassade verwendet, sondern auch als Bodenbelag im Innenraum. Weiters wird sie auch für den Bodenbelag im Außenbereich (überdachter Bereich) verwendet. Wieder vereint sich das Gebäude mit seiner Umgebung. Der Gedanke der Verschmelzung wird auch konsequent im Designkonzept weiterentwickelt und umgesetzt. Die große Maueröffnung in der Hofgartenmauer bleibt erhalten und wird mit einer Glasscheibe „versiegelt“ und gibt so eine komplette Sichtachse frei, die in und durch das Gebäude bis in den Park reicht. Eine große Transparenz prägt diese Architektur. Komplette Ein -und Ausblicke öffnen und verbinden zugleich. Nicht nur horizontale Sichtachsen und Blickbeziehungen werden geschaffen, auch vertikale. So kann man durch Glasböden und Glasdecken auch im Untergeschoss bis in den Himmel hinaufsehen und natürliches Licht gelangt großflächig bis ins Erdreich (UG).

Das Gebäude besteht aus drei Ebenen. Einer Untergeschoßebene, der Erdgeschoßebene und eines Obergeschoßes. Im UG wird durch eine Anbindung an das MCI die Anlieferung abgewickelt. Weiters befinden sich hier die Warenübergabe, Annahme, Umkleiden/Sanitär Mitarbeiter, Hauptlager, Möbellager, Technikräume, Kühlräume. Verbunden werden die Ebenen durch Treppen und einem Lift. Das Erdgeschoß kann vom Gast durch zwei Eingänge (SÜDOST und West) erschlossen werden. Die Mitarbeiter haben einen separaten Eingang an der Ostfassade des Gebäudes und können so, ohne dem Gast zu begegnen, das Gebäude betreten und verlassen. Im EG befinden sich neben dem Gastraum, Bar mit Essensausgabe und Küche (inkl. Spülbereich, Chef d. Cuisine, Kühlräumen, Speisenlift ins OG1) auch Lagerräumlichkeiten, Garderobe und die WC-Anlage (Gast). Eine großzügige Raumhöhe im Gastraum (4.20m) gibt Raum und Luft. Durch die raumhohen Glasflächen verschmilzt dieser Innenraum mit Außen. Weiters ermöglicht die Raumhöhe auch den Deckenbereich mit abgehängter Kunst immer wieder neu zu inszenieren.  Hier können auch mobile Raumteiler (Bsp. Vertikal Green) immer wieder zum Zonieren benutzt werden. Ein unique entwickeltes Design- und Möbelkonzept unterstreicht die Bereiche und den Schaffensgedanken des Designkonzeptes. Dieses Gebäude soll ein Ort der Kunst im Hofgarten werden, was das dritte dominierende Element des Designkonzeptes ist.

Die Inszenierung und der Fluss von Kunst jeglicher Art durch und um das Gebäude repräsentiert das Element „WASSER“. Im Außenraum findet die Kunst Raum in Form von Landart und definierte Bereiche in denen Künstler ausstellen können (Bsp. Wasserbecken, definierte Podeste, etc..). Im Innenraum bildet der Luftraum im Gastraum und die große Wandscheibe im Herzen des Gebäudes, die EG mit OG1 verbindet, die sogenannte „KUNSTwand“, die Hauptpräsentationsfläche und Raum für Ausstellungen aller Art bietet. Hier kann diese mit dem dazugehörenden Luftraum inszeniert und von Künstlern bespielt werden. Das obere Geschoß wird ebenfalls als Gastraum mit einer teilweise überdachten Dachterrasse und einer ARTlounge benutzt. Diese Gastebene verschmilzt komplett mit den Bäumen und lädt zum Flanieren mit den Baumkronen ein. In dieser Ebene befinden sich auch ein Bereich für den Restaurantchef, ein Sozialraum für die Mitarbeiter und versteckte Technik (Lüftungsanlage) auf dem Dach Rtg. MCI. Die Dächer werden extensiv begrünt.

Das vierte Designelement – ein eigens kreiertes Licht- und Beleuchtungskonzept („FEUER“) für Innen und Außenraum, für die Wegeführung, die Inszenierung der einzelnen Bereiche, die Fassade, der Bestandsbäume, sowie das Leitsystem und Abgrenzungssystem abends, unterstreicht das Ensemble. Die geplante Landschaftsgestaltung um das Gebäude vervollständigt den Entwurf. Der Außenraum wird ein zusätzlicher „Raum“ zum Lustwandeln und Erleben. Unterschiedliche Ebenen und Zonen, hervorgerufen durch natürlich erzeugte Abgrenzungen (Büsche, Wasserbecken/Teich). Die Landschaft entwickelt sich um das Gebäude herum in verschiedenen Stadien. Landart bettet sich in die direkte Umgebung ein und lädt zum Durchwandern ein. Zum Weg hin entsteht eine 30 cm hohe Barriere, welche kombiniert mit heimischen Dornensträuchern, als natürliche Abgrenzung dient. Bereiche zum Verweilen bilden dabei ein Wechselspiel mit der Landschaft im Inneren des Grundstücks, welches mittels eingerahmter Pivottüren geschlossen werden kann.
Das Beleuchtungskonzept untermalt einerseits das Naturschauspiel, andererseits gibt die Beleuchtung auch die Wegeführung vor. Die Verdeutlichung des Weges mittels Lichts, sowie die Bepflanzung und ein mobiles Personenleitsystem, führt die Gäste nachts im Südosten zum Ausgang.

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Visuals: SISSIBAY architects